Young Bauhaus Research Colloquium
Speaker
Workshop Session C
OBJECT
Zsofia Kelm
Bauhaus-Universität Weimar
The Staatliche Musikheim in Frankfurt (Oder): A Forgotten Project by the Bauhochschule Weimar under Otto Bartning.
In March 1925, the Weimar phase of the Bauhaus ended and the school, along with Walter Gropius and its masters, moved to Dessau. Despite its apparent end, an alternative history of the Bauhaus continued in Weimar. Otto Bartning (1883–1959), who had been directly involved in the early development of the Bauhaus in 1919, became the head of Weimar’s successor institution, the Bauhochschule, which opened its doors in 1926 and continued until 1930. Due to its shared roots with the original school, this institution’s curriculum had many similarities with the Bauhaus, and even employed some of the early Bauhaus masters. For its critics, though, it was a lighter, simpler version of the original. However, with its focus on architecture, the new school did differ from the Bauhaus. The construction department which formed its core consisted of basic theoretical studies and an active architecture studio. The training workshops were active production facilities, providing models for industrial production. Bartning’s entire school was practice-oriented and also often collaborated with his Berlin-based architecture studio. Bartning’s final building project in cooperation with the Bauhochschule was the so-called Musiklandheim in Frankfurt/Oder. The school building was considered to be an architectural expression of the new progressive educational approaches of the time, and was built within a year. Despite extensive modifications since its original construction, the building still demonstrates the core principles of the Bauhochschule. This presentation will concentrate on the conceptualization and development of the Musiklandheim as a representation of the Bauhochschule’s active architecture studio. Through the presentation, we will attempt to reconstruct or rediscover the architectural education of the school using the Musiklandheim as our gateway.
Zsófia Kelm (b. Györ) studied Art History and Translation Studies in Vienna (Universität Wien) and Madrid (Universidad Autónoma de Madrid) between 2006 and 2012. She also holds a Masters degree in Urbanism, completed in 2014 at the Bauhaus Universität Weimar. From 2012 to 2015, she was working at the Austrian Commission for UNESCO, first as Programme Specialist for Culture and Communication, and later as Programme Specialist for Education and Science. She is currently a PhD candidate in the field of architectural history and theory at the Bauhaus-Universität Weimar.
Kathrin Siebert
ETH Zurich
Parteilichkeit. Die Episode Schmidt-Basel an der HAB Weimar.
Im Nachlass des Schweizer Architekten Hans Schmidt (1893–1972) im gta Archiv in Zürich befindet sich eine offizielle Urkunde der Regierung der DDR vom 29. September 1958 zur Ernennung von Schmidt als «Professor mit Lehrauftrag für Theorie der Architektur und Typung sowie Grundfragen im Hochbau an der Fakultät für Architektur und Bauwesen Weimar». Wie ist dieses Dokument zu verstehen? Schmidt war im gleichen Jahr gerade Direktor des Instituts für Theorie und Geschichte der Baukunst an der Deutschen Bauakademie in Ost-Berlin geworden. War er parallel dazu wirklich als Professor in Weimar tätig? Hat der öffentlich geführte Diskurs über eine sozialistische Architekturtheorie und insbesondere der Diskurs über die Parteilichkeit in der Architektur etwas mit seiner Beziehung zur HAB in Weimar zu tun? Wollte Schmidt Professor sein, Praktiker oder Theoretiker oder alles zusammen? Warum taucht Schmidt in den Weimarer Annalen nirgends auf? Hinter dem eingangs genannten Dokument verbirgt sich eine umfassende Geschichte. Die Geschichte von Institutionen und Individuen. Die Geschichte eines eigensinnig politischen Architekten und dessen übergreifende Ideen und Bemühungen um die Ausbildung von Architekten. In meinem Beitrag möchte ich grundlegende geschichtstheoretische und methodische Fragen über das Lesen und Einordnen von (Archiv)Informationen in die historische Arbeit besprechen. Wie wird Geschichte geschrieben? Welche Geschichte wird geschrieben? Was sind die Besonderheiten und Fallstricke der DDR-Geschichtsschreibung? Zugleich wird beispielhaft eine Geschichte erzählt, die auch ansatzweise Teil der Geschichte der heutigen Bauhaus-Universität in Weimar ist.
Kathrin Siebert ist als Kunsthistorikerin und Architektin an der Schnittstelle von Architektur, Geschichte und Theorie in der Forschung und in der Lehre tätig. Seit 2013 ist sie Doktorandin am Lehrstuhl für Architektur- und Kunstgeschichte von Prof. Dr. Philip Ursprung. Sie absolvierte nach ihrem Architekturstudium und der praktischen Tätigkeit in Rotterdam und Delft, ein Studium in Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH in Zürich. Anschliessend studierte sie Kunstgeschichte, Geschichte der Neuzeit, Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität in Zürich. Während ihres Studiums arbeitete sie von 2005 bis 2007 als Volontärin an der Graphischen Sammlung der ETH Zürich und konnte dort an Forschungs- und Publikationsprojekten mitarbeiten sowie eigene Ausstellungsprojekte verwirklichen. Von 2007 bis 2013 arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin am MAS Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich und am Lehrstuhl für Geschichte des Städtebaus von Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani und leitete Lehrveranstaltungen sowie Forschungsprojekte. Von 2013 bis 2015 war sie als Dozentin am Institut gta an der ETH in Zürich tätig.
Ronny Schüler
Bauhaus-Universität Weimar
Arieh Sharon und Hans Maria Wingler. Zur Etablierung einer deutsch-israelischen Bauhausrezeption
In seinem Buch Kibbutz + Bauhaus. an architect’s way in an new land zeichnet der ehemalige Bauhausschüler und „Doyen der Architekten Israels“, Arieh Sharon, seinen beruflichen Werdegang nach – von der Auswanderung in einen Kibbutz in Palästina, über das Studium am Bauhaus in Dessau bis hin zu den großräumigen Landesplanungen des neu gegründeten Staates Israel. Dergestalt unterzieht er sein architektonisches Werk nachgerade retroaktiv einer spezifischen Lesart, indem er seine zionistischen Jugenderfahrungen mit den Prinzipien des Bauhauses verknüpft und so eine begriffliche Setzung vornimmt, die die Rezeption moderner Architektur im Palästina der 1930er Jahre bis heute prägt.
Parallel zum Erscheinen des Buches vor exakt 40 Jahren, fand im Bauhaus-Archiv Berlin eine gleichnamige Ausstellung mit Arbeiten von Arieh Sharon statt. Zu diesem Zeitpunkt blicken der israelische Architekt und der Direktor des Archivs, Hans M. Wingler, auf eine mehr als 10jährige Freundschaft zurück, in deren Verlauf die Idee zu einer umfangreichen Werkschau Sharons gereift ist.
Dem vorgeschlagenen Beitrag liegt die These zugrunde, dass erst durch diesen jahrelangen Kontakt zwischen Arieh Sharon und Hans M. Wingler die Einflüsse des Bauhauses in den Fokus der architekturgeschichtlichen Betrachtungen in Israel rücken. Mit der Publikation und der Ausstellung Kibbutz + Bauhaus wird 1976 ein Topos geschaffen, der einerseits auf einem wesentlichen Rezeptionsinteresse in Deutschland fußt und sich andererseits im Verlauf der Rezeptionsgeschichte moderner Architektur in Palästina/Israel soweit verselbständigt, dass er die vielfältigen Inspirationsquellen der lokalen Moderne und ihre Protagonisten lange Zeit überdeckt.
Ronny Schüler ist seit 2014 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theorie und Geschichte der modernen Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar. Sein Studium der Architektur absolvierte er in Weimar und am Illinois Institute of Technology (IIT) in Chicago. Praktikum bei Kuehn Malvezzi Architekten (Berlin), Jovis-Verlag (Berlin) und ARCH+ Zeitschrift für Architektur und Städtebau (Berlin/Aachen). Über seine Lehrtätigkeit hinaus arbeitet er als freier Mitarbeiter bei der Klassik Stiftung Weimar, mit dem Schwerpunkt Architektur und Design des frühen 20. Jahrhunderts.
Sein Forschungsinteresse konzentriert sich auf das historische Bauhaus und seine Rezeption, vor allem im britischen Mandatsgebiet Palästina. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Stildiskurs und professionssoziologischen Fragestellungen.
Rixt Hoekstra
Vrije Academie, Amsterdam
The History of the Bauhaus Colloquium: The 1989 Colloquium and the Question of Postmodernism.
In my presentation, I will focus upon the history of the Bauhaus Colloquia. Specifically, I will focus upon the debate about postmodernism that became increasingly important from the 1980s onwards. The first Bauhaus Colloquium was organised in 1976 during the years of the GDR Regime in Eastern Germany. The debate about postmodernism started during the second Colloquium, organised in June 1979. Many speakers protested against postmodernism, reinforced by the fact that they saw themselves as defenders of the Bauhaus tradition. The debate on postmodernism reached its peak during the last Bauhaus Colloquium before the change, in June 1989. This Colloquium, which occurred in an emotionally and politically charged time, was dedicated not without reason to the theme of Culture and Power. Among others, a podium discussion was organised on postmodernism with Charles Jencks and Oswald Matthias Ungers as guest speakers. The outcomes of the debate were considered to be so politically charged that they could not be included in the conference proceedings published immediately after the Change. In fact, the debate remained unpublished until the year 2006. In my presentation, I want to analyse the debate on postmodernism during the 1989 Colloquium. In particular, I want to demonstrate how this debate was influenced by the last remnants of the Cold War as well as by the memory of one of the icons of modernism in architecture.
Rixt Hoekstra is an architectural historian and freelance lecturer at the Vrije Academie in Amsterdam, where she teaches theory and history of architecture. Hoekstra studied architectural history in Groningen, the Netherlands, and received her PhD in architectural history in 2006.
Moderation
Regina Bittner (PhD) studied cultural theory and art history at Leipzig University and received her doctorate from the Institute for European Ethnology at the Humboldt Universität zu Berlin. As Head of the Academy of the Bauhaus Dessau Foundation she is responsible for the conceptualisation and teaching of the postgraduate programme for architecture and modern research. She has curated numerous exhibitions on the architectural, urban and cultural history of modernism. She has been the Deputy Director of the Bauhaus Dessau Foundation since 2009. The main focal points of her research and teaching are international architectural and urban research, the modern era and migration, the cultural history of modernism and heritage studies. Her most recent publications include In Reserve: The Household (in collaboration with Elke Krasny, 2016) and The Bauhaus in Calcutta: An Encounter of the Cosmopolitan Avant-Garde (in collaboration with Kathrin Rhomberg, 2013).
Daniela Spiegel (PhD) is an architectural historian. She studied art history, archeology and heritage conservation in Berlin, Bamberg and Rome.
From 2004-13 she was a Research Associate and Lecturer at the Technical University of Berlin in the postgradual Master course “Heritage Conservation”. Since 2013 she is working as a Research Associate and Lecturer at the Bauhaus-University Weimar, Department of Heritage Conservation and Architectural History.
Her 2008 PhD thesis examined fascist new towns in Italy („Die città nuove des Agro Pontino im Rahmen der faschistischen Staatsarchitektur“, „The new towns of the Pontine Marches in the context of the fascist state architecture”, 2010). Together with Harald Bodenschatz she led a research project about urban design in fascist Italy (“Städtebau für Mussolini”, “Urban design for Mussolini” 2011).
Her Habilitation Project and current research focuses on architecture of mass tourism (1960’s-1980’s) in a comparative European context.
In 2014 she received the prize of the “Koldewey-Society for architectural and archeological research”, in 2015 she was guest of honour in the Villa Massimo, Rome.